Ich heiße Rasmus und bin seit knapp zehn Jahren in der SGW. Vor zwei Jahren wurde mir von Denes der 420er gezeigt und irgendwie befinde ich mich nun diesen Sommer auf der Europameisterschaft in Slowenien. Alles fing damit an, dass ich in der Schule einen Jungen kennenlernte. Das war Carlo wir wurden Freunde an Land und später dann auch zu einem Team auf dem Wasser. So fingen wir auch an in mehreren Vereinen gleichzeitig zu trainieren. Auch verreisten wir viel in verschiedene Trainingslager und bestritten viele Regatten. Immer chauffiert, begleitet und unterstützt von Christiane (Carlos Mutter). Vielen Dank!
Die Qualifikationsserie besteht aus vier größeren Regatten, die an vier unterschiedlichen Orten ausgetragen werden. Schwerin, Warnemünde, Gardasee und Kiel Schilksee. In Kiel wurden alle potenziellen EM-Starter aufgerufen und wir wurden gefragt, ob wir einen Doppelstartplatz haben wollen, dass heißt auch noch die Junioren EM in Griechenland fahren zu dürfen.
Eigentlich ist noch Schulzeit. Ich bin seit zwei Wochen nicht einen ganzen Tag zu Hause gewesen, denn ich war bei der Kieler-Woche und danach auf Kursfahrt mit der Schule und genauso beginnt meine Anreise Richtung Slowenien. Ich nahm einen Zug von Prag nach Salzburg mit 20 min Zeit zum Umsteigen in Linz, dass war aber kein Problem, denn mein Anschluss hatte mehr Verspätung als der Zug nach Linz. In Salzburg traf ich auf Carlo und Christiane von dort an ging es mit dem Auto weiter nach Slowenien.
Endlich da! Frühstücken in Portorož, Slowenien bei 30°C im Schatten. Bei den Temperaturen im Hochsommer Leistungssport zu betreiben war eine komplett neue Erfahrung. Wir wurden für die 10 Tage vom Berliner Kadertrainer Lukas Zellmer gecoacht. Die ersten Tage waren dazu da, sich auf das Segelrevier einzustellen und man hat in dieser Zeit schon mal eine Vorstellung bekommen mit welchem Level an Seglern wir es hier zu tun hatten. Wir haben für uns schon gemerkt, dass die Regatta hart wird.
Die Eröffnungszeremonie war beeindruckend und die Stimmung mit den ganzen Seglern aus so vielen Nationen war echt cool. Es sind sogar Japaner mitgesegelt (open European Championship). Auch wenn man weiß, dass hier wahrscheinlich alle irgendwie ziemlich gut segeln können, war es trotzdem mental sehr deprimierend nicht ansatzweise mitzuhalten, wenn man sonst gewöhnt ist eher vorne mit zu segeln. Dabei habe ich auch oft vergessen, diese surreale Situation zu genießen. An einem Nachmittag kamen wir zurück zu unserem Zeltplatz direkt am Meer, gingen baden, um den Gestank vom Segeln abzuwaschen und beim Schwimmen realisierten wir eigentlich erst, dass alle anderen aus unserem Jahrgang gerade von der Schule nach Hause kommen und ihre verdammten Mathe Hausaufgaben machen. Es ist halt nicht normal mitten in der Schulzeit im Mittelmeer vor Slowenien schwimmen zu dürfen. Meine Eltern und meine Schwester waren die letzten 4 Tage sogar auch da, die haben sich wahrscheinlich von meiner roten Sonnenverbrannten Nase den weg leiten lassen. Für mich war das wirklich schön nach so viel erlebten und fremdem um einen herum mal wieder meine Familie zu sehen. Harte Fakten: Platzierung in Men/Mixed Teams Ü 17 wurde 98. von 110.
In Griechenland bei der Junioren EM war von der Organisation alles ganz anders. Viel mehr Berliner Segler, unser Trainer Leif vom YCBG war mit dabei und eine richtige Ferienwohnung. Man hat den Trainern aber auch angemerkt wie stressig es für sie sein muss. Es war auch alles nochmal 5 Grad wärmer als in Slowenien. Die Regatta war dort leider schlechter organisiert aber das war auch irgendwann egal weil man sich die ganze Zeit mit den anderen Seglern darüber aufregen konnte. Schade war, dass man wegen fehlenden Events am Abend nicht so viel Kontakt mit den Seglern aus anderen Ländern hatte. Nochmal harte Fakten: Platzierung in Men/Mixed Ü17 wurde 99. von 116.
Für diese Erlebnisse kann man nicht dankbar genug sein. Vor allem den ganzen Menschen die einem auf dem Weg dorthin unterstützt haben. Ich denke auch die SG Wendenschloss hat durch ihre Trainer die freiwillig, ohne dafür Geld zu bekommen, Jugendlichen Jahrzehntelang den Spaß am Segelsport vermittelt. Sie haben einfach eine Menge an Enthusiasmus, Spaß und Verrücktheit fürs Segeln in mir geweckt und daraus Schöpfe ich meine Energie und Motivation auf Wasser wie auf Land.
Rasmus